Der Lok-Trainer stellt sich den Fragen

Heiko Scholz im Interview

Urgestein und Kultfigur beim 1. FC Lok ist der gebürtige Görlitzer Heiko Scholz, den sie in Leipzig nur „Scholle“ nennen. Mit seinem Amtsantritt im Herbst 2013 kam wieder Struktur und Euphorie in den Probstheidaer Traditionsklub.

Lok ist sehr gut in die Saison gestartet. Worauf führen Sie das zurück?

Wir haben bisher gegen Gegner gespielt, die wir besiegen müssen, wenn wir in der Liga bleiben wollen. Auch wenn ich es mir nicht wünsche, glaube ich doch, dass es Ostvereine in der 3. Liga diese Saison mit einem Abstieg treffen könnte.

Aber das ist noch nicht die Antwort darauf, warum es so gut läuft.

Wir hatten zwei intensive Trainingslager, die haben uns viele gebracht und wir haben mit den neuen Spielern Verstärkungen bekommen, die gut gepasst haben.

Die neuen Spieler haben sich in Leipzig blendend integriert und zählen gleich zu den Leistungsträgern. Nach welchen Kriterien suchen Ihr Sportdirektor Hoppe und Sie die neuen Spieler aus?

Wir investieren sehr zeitig viel Arbeit in die Auswahl. Inzwischen habe ich mir auch wieder ein ganz gutes Netzwerk im Ostfußball erarbeitet. Wir sprechen dann viel mit den Jungs und ziehen natürlich auch Erkundigungen ein. Ich will nicht wissen, was früher einmal mit dem Spieler war, bei mir fangen alle bei null an.

Wie Phönix aus der Asche ist die BSG Chemie wiederaufgetaucht und spielt in der selben Liga wie Lok. Wie schätzen Sie die Chancen der beiden Leipziger Traditionsvereine in der Zukunft ein?

Erst einmal habe ich einen Riesenrespekt, dass es beide noch gibt, trotz dieses dominanten Zuwachses in der Stadt. Aber beide haben eine Riesenfanschar von echten Fans. Die heulen noch, wenn ihr Verein verliert und sagen nicht, dass eine Niederlage sie nicht juckt, wie es bei den anderen in Leipzig ist. Chemie muss jetzt nach zwei Aufstiegen sehen, dass sie die Liga halten. Die Regionalliga hat in den letzten Jahren einen Wahnsinns-Entwicklung genommen und ist ein heiß umkämpfter Markt.

Ein Freitagabendspiel in Nordhausen, terminiert knapp vier Wochen vor der Austragung. Was halten Sie von der Ansetzungspolitik des NOFV?

Also über das Freitagsspiel habe ich mich gefreut. Da muss ich die Ansetzung ausnahmsweise mal loben. Aber manchmal glaube ich, die Ansetzer kennen das Ausmaß dessen nicht, was da alles dranhängt in der Liga. Die denken, wir machen hier ein bisschen Sport in der Freizeit, aber sie wollen uns vermarkten wie die Profis.

Im Frühjahr gab es hier die erste Pflichtspielniederlage für Lok gegen Nordhausen. Da waren Sie nach dem Spiel nicht sehr amüsiert. Wie werden Sie eine Wiederholung vier Monate später vermeiden können?

Das ist diesmal ganz anders. Aber wir sind hier kein Favorit, da sind die Voraussetzungen zu unterschiedlich. Wacker bleibt für mich ein Top-Favorit dieser Spielzeit neben Cottbus. Aber natürlich kommen wir nach unserem Start mit breiter Brust hierher und wollen gegen einen solchen Hochkaräter bestehen.

Sie sind bei Lok mit einem Vertrag bis 2020 ausgestattet. Wenn ein großer Verein auf Sie zukäme und anfragt, wie würden Sie reagieren?

Ab und zu passiert es schon mal, dass Vereine anfragen. Es kommt mir aber nicht so sehr auf das Geld an, das ganz große Geschäft wird mich eh nicht mehr rufen. Bei Lok ist das ganze Projekt spannend, da gibt es viel zu tun und da muss man mit dem Herzen dabei sein. Es macht mir viel Spaß, auch kleine Dinge behutsam aufzubauen und diese verrückten Fans hinter mir zu wissen.

Wacker und Lok wollen in die 3. Liga. Eine Menge anderer Vereine auch. Welchen Vorschlag haben Sie in der leidigen Frage des Aufstiegs von sechs Anwärtern aus fünf Regionalligen?

Ich denke, die sollten einfach vier Regionalligen machen und die Meister aufsteigen lassen. Aus der 3. Liga steigen dann vier Mannschaften ab und fertig.