Interview mit Kevin Rauhut

Große Überraschung in der Wacker-Aufstellung: Beim ersten Punktspiel des Fußball-Regionalligisten FSV Wacker 90 Nordhausen im neuen Jahr stand nicht Stammtorhüter Tino Berbig zwischen den Pfosten. Für ihn rückte Kevin Rauhut auf diese Position. Und der 27-Jährige löste diese Aufgabe mit Bravour, die Nordhäuser gewannen bei der Bundesliga-Reserve von RB Leipzig II mit 1:0. Auch ein Verdienst von Kevin Rauhut, der mit starken Paraden den knappen Sieg festhielt. Für das Heimspiel am Freitag, 24. Februar, um 19 Uhr ist er ebenfalls gesetzt.

Kevin, du absolvierst am Freitag dein zweites Punktspiel in der Startelf. Was ist das für ein Gefühl?

Kevin Rauhut: Ein sehr schönes Gefühl. Gerade nach einem halben Jahr, in dem ich nicht gespielt habe. Man muss sich das so vorstellen: Man trainiert täglich dafür, um auf dem Platz zu stehen und wenn es dann aus verschiedenen Gründen nicht so eintritt, dann brennt es halt extrem. Aus diesem Grund freue ich mich enorm darüber, dass ich momentan spiele und versuche meine Leistung zu bringen.

Wie hast du dich dann trotzdem jeden Tag motiviert. Gerade im Rückblick auf die erste Halbserie, wo du gar nicht in den Punktspielen zum Einsatz gekommen bist?

Kevin Rauhut: In der Hinrunde hat sich das eingependelt. Nach der Vorbereitung im Sommer wurde mit Tino und mir gesprochen, dass Tino als Nummer 1 in die Saison geht. Wenn dann nichts Großes passiert wie eine Verletzung oder grobe Patzer, dann war es bis zum Winter relativ klar, dass sich an der Torhüterposition nichts ändert wird. So ist es in diesem Geschäft, das wusste ich vorher. Dennoch habe ich immer Gas gegeben. Ich habe die Entscheidung akzeptiert und respektiert, niemals aufgegeben und nun hat sich die Situation geändert.

Mit René van Eck erlebst du nun schon den dritten Trainer in einer Saison. Welche Vorstellungen hattest du bei deinem Wechsel vor der Saison von Wacker Nordhausen?

Kevin Rauhut: Ich bin unvoreingenommen in die Geschichte reingegangen, weil ich glaube, dass jede Station aufs Neue selbst erlebt werden muss. Selbst wenn ich hier schon Spieler kannte, man bekommt immer Sachen gesagt. Ich glaube, jeder hat eine andere Wahrnehmung – abhängig von der Position des Spielers. Kommt er oft zum Einsatz, dann redet er viel Positives, wenn er nicht berücksichtigt wird, dann eher nicht. Ich habe mir mein eigenes Bild gemacht. Ich bin zu einem Verein gekommen, der etwas aufbauen will. Das ist für mich eine schöne Sache, weil hier Zeit gewährt wird, aber auch mit den nötigen Mitteln das Ganze in die richtige Bahn gelenkt werden kann.

Du warst in Kassel Stammtorhüter und bist nach Nordhausen gekommen, obwohl du wusstest, dass hier mit Tino Berbig die Nummer 1 gesetzt ist. Warum hast du den Schritt dennoch gewagt?

Kevin Rauhut: Zunächst wusste ich nicht, dass er die klare Nummer 1 ist, er war im Jahr davor die Nummer 1. Der Verein hat sich nach einem Torwart umgeschaut, der dem Konkurrenzkampf gewachsen ist. Dann ist ja klar, dass ich in meiner Verfassung – ich komme aus Kassel, habe dort gespielt und hatte ein gutes Standing – mit einem positiven Gefühl gewechselt bin und definitiv spielen wollte. Dass es zunächst anders gekommen ist, ist halt manchmal im Fußball so. Ich habe in der Vorbereitung im Sommer genauso wie in der Hinrunde oder jetzt in der Winterpause komplett Gas gegeben. Dann ist es aus unterschiedlichen Gründen anders gekommen, weil der Trainer eine andere Auffassung hatte bzw. eine andere Entscheidung getroffen hat. Ich bin nicht nach Nordhausen gekommen, um Nummer 2 zu sein.

In Leipzig warst du einer der Matchwinner mit deinen tollen Paraden kurz vor Schluss. Was ging dir durch den Kopf, als du die Großchance kurz vor Ende entschärfen konntest?

Kevin Rauhut: Als Matchwinner möchte ich mich nicht bezeichnen. Es war eine Aktion, in der mich die Mannschaft gebraucht hat. Wir haben das ganze Spiel von vorne verteidigt und die Jungs haben wenig zugelassen und sich in jeden Ball reingeschmissen. Deshalb gibt es da keinen einzelnen Matchwinner. Wir haben einen Nestor (Djengoue), der in der Hinrunde eine schwierige Zeit hatte und in Leipzig das Tor gemacht hat. Ihm gönne ich es viel mehr, dass man ihn als Matchwinner bezeichnet.

Am Freitag werden wir auf einen eher defensiv eingestellten Gegner treffen. Was kann der Torhüter tun, um seine Kollegen zu motivieren, die vorne gegen eine Zehnermauer anrennen?

Kevin Rauhut: Ich habe das Spiel in Schönberg von außen gesehen und fand die Mannschaft nicht so defensiv eingestellt. Ich fand, dass sie im Konterspiel extrem gut waren und ihre Chancen auch genutzt haben. Ich denke nicht, dass ich als Torwart viel für unsere Offensive tun muss. Jeder Einzelne bei uns weiß, was er zu tun hat. Unsere Aufgabe von hinten, meine Position und die Kette vor mir, ist es einfach die Null zu halten. Wenn wir ein Tor schießen, gewinnen wir das Spiel.

Wie geht die Partie am Freitag aus?

Kevin Rauhut: Für mich ist ein 1:0 natürlich schön. Das ist ein schönes Torwart-Ergebnis. Aber ich würde mich natürlich freuen, wenn sich unsere Offensive für ihre Arbeit belohnt. In Leipzig hätten wir durchaus noch ein, zwei Tore mehr machen können, wenn wir die Chancen besser ausgespielt hätten. Deswegen würde es mich für die Jungs freuen, weil es dann nochmal ein positives Erlebnis gibt und Schwung für die restlichen Spiele, die wir noch vor der Brust haben. Ein 2:0 wäre schön, wenn ich es mir wünschen könnte.

Das Interview führte Sandra Arm