Lucas Scholl im Interview

„Dribbling ist genau mein Ding“

Seit Anfang 2017 ist Mehmet Scholls Sohn Lucas kein Münchner Bayer mehr, sondern ein Nordhäuser Wackerer. Wie ist es ihm inzwischen ergangen?

Im Punktspiel gegen Fürstenwalde ist dir ein Traumtor gelungen. Wie oft hast du es dir im Nachgang noch mal angeschaut?

Nicht so oft, vielleicht zwei-dreimal. Peßo´s Tor war ja auch noch schöner.

Was geht einem nach so einem Knaller durch den Kopf?

Dass ich den Ball gut getroffen habe. Und ich war froh, endlich das erste Tor gemacht zu haben. Ich war sehr erleichtert.

Mit dem Abstand eines Dreivierteljahres betrachtet: War deine Entscheidung nach Nordhausen zu gehen, die richtige?

Ja, jetzt schon. Im ersten halben Jahr war es sehr schwierig, da war hier auch etwas ein Durcheinander. Aber nun haben wir mit dem Trainer wieder Ruhe und Konstanz.

Was hast du hier schätzen gelernt?

Mein Bezug zur Familie ist anders geworden. Wenn ich jetzt in München bin ist das viel intensiver. Und wichtig war auch, dass meine Freundin jetzt mit hergezogen ist.

In deiner Zeit in München gab einen enormen Hype um deine Person. Ebenso beim Wechsel nach Nordhausen. Inzwischen ist es ruhiger geworden. Genießt du diese Ruhe?

Ja, das ist schon mal schön, etwas mehr Ruhe zu haben. Ich will das nutzen, um mich weiter zu entwickeln.

Du bist ein sehr gut ausgebildeter Spieler. Von wem kannst du in Nordhausen noch etwas lernen?

Von den erfahrenen Spielern lerne ich viel. Vor allem Matthias Peßolat, Jerome Propheter und Toni Sailer reden viel mit mir, oder Leute wie Nils Pfingsten-Reddig mit seiner Wahnsinns-Erfahrung helfen mit sehr.

Wer ist dein größter Kritiker?

Mein Spielerberater Jens Jeremies und der Papa. Ja, und natürlich mein Trainer.

Und wer von denen kritisiert am meisten?

Jens Jeremies. Der will immer, dass ich mehr Tore schieße.

Dein Vater Mehmet hat dich stets gefördert, dir auch zum Abschied aus München geraten. Fragst du dich dennoch manchmal, wie dein Leben ohne den berühmten Vater verlaufen wäre?

Nein, das habe ich mich nie gefragt.

Gibt es eine Geschichte zu deiner Rückennummer 14?

Nein, keine. Die hat man mir im Winter zugeteilt und fertig. Ich hätte schon lieber eine andere gehabt, aber nun habe ich eben die Nummer 14.

Jetzt seid ihr schon vier „Bayern“ in Wacker-Diensten. Unternehmt ihr auch mal was zusammen in eurer Freizeit? Besucht ihr z.B. die regionalen Oktoberfeste?

Ja, wir machen gemeinsame Bundesliga-Abende oder gucken NFL im Fernsehen. Regionale Oktoberfeste sind mit noch keine begegnet bisher.

Gab es einen Punkt in deiner bisherigen Laufbahn, wo du auf Grund des Drucks und der ständigen Vergleiche mit deinem berühmten Vater mit Fußball aufhören wolltest?

Also direkt aufhören nicht, aber es gab schon Momente, wo ich Fußball nur noch nebenbei machen wollte. Im Endeffekt ist aber Fußballspielen genau das, was ich am liebsten machen möchte. In München habe ich ja fast zweieinhalb Jahre nicht mehr gespielt gehabt.

In den ersten Interviews nach deinem Wechsel hast du von einem Neuanfang gesprochen. Du wolltest 5 bis 10 Kilo zunehmen, hart arbeiten, dein Leben umstellen und schauen, dass du aus dieser Situation wieder herauskommst. Was konntest du davon schon in die Tat umsetzen?

Erst mal nur 2-3 Kilogramm. Aber ich habe mein Leben sehr gut umgestellt und dafür hatte ich Hilfe gebraucht. Und ich bin glücklich, jetzt mit meiner Freundin hier zusammen zu sein.

Welche konkreten Fortschritte hast du hier gemacht?

Ich habe den Männerfußball besser verinnerlicht. Dafür ist die Regionalliga Nordost sehr gut geeignet. Ich bin vielleicht immer noch zu verspielt, aber ich denke, es wird besser, ich werde mannschaftsdienlicher. Das hat eben etwas gedauert.

Wie würdest du dich als Spieler charakterisieren?

Ich bin ein Eins-gegen-eins-Spieler, sehr offensiv, habe einen ganz guten Schuss und kann gute Pässe spielen. Dribbling ist mein Ding, das mag ich.

Du machst auch keinen Hehl daraus, ins Oberhaus zurückkehren zu wollen. Was braucht es dafür?

Ich muss noch effektiver werden, mehr laufen, mehr Tore schießen, mehr Vorlagen geben, Spiele entscheiden.

Inwieweit hilft der Fußball in der Regionalliga dabei?

Das muss ich selbst schaffen, da kann niemand helfen und die Liga spielt dabei keine Rolle.

Welche Ziele haste Du Dir persönlich für die Saison gesteckt?

Mit der Mannschaft wollen wir oben mitspielen, möglichst weit vorne landen am Ende und persönlich wie gesagt: mehr Vorlagen geben und Tore schießen.