Jan Glinker wird im Elfmeterschießen zum Wacker-Helden

Dramatischer Nachmittag mit Happy end

Dramatischer Nachmittag mit Happy end

FSV Wacker 90 Nordhausen – FC Rot-Weiß Erfurt  1:1 (0:0) 5:4 n.E.

Unser Held: Elfmetertöter Jan Glinker

Ein Theaterautor oder Drehbuchschreiber hätte sich keinen aufregenderen Plot ausdenken können, als das Drama, dem heute bei hochsommerlichen Wetter knapp 3000 Besucher im Nordhäuser Albert-Kuntz-Sportpark beiwohnten. Eigentlich lief es wie leider so oft in letzter Zeit: Wacker geht in Führung und kassiert kurz vor Ultimo noch den Ausgleich. Doch heute zeigte das gesamte Team eine bärenstarke Leistung und verdiente sich das Glück redlich. Auch wenn es am Ende eines langen Nachmittags mit Vornamen Jan und mit Familiennamen Glinker hieß. Und als es kurz vor halb sechs dann auch noch „müllerte“, war es geschafft und ein starker FC Rot-Weiß im Achtelfinale verdientermaßen niedergerungen.

Doch der Reihe nach: Von Beginn an spielten beide Teams mit hohem Tempo und großem Einsatz. Die Partie wogte auf und ab. Nachdem Tobias Becker und Lance Mickels in den ersten Minuten den Erfurter Keeper Lukas Cichos mit ihren Versuche noch nicht beeindrucken konnten, mussten sich auf der Gegenseite Jan Glinker in der 13. Minute gegen Rüdiger schon ordentlich strecken. Wacker übernahm mit zunehmender Spieldauer die Initiative und spielte zügig und ansehnlich nach vorn, ohne allerdings die großen Chancen zu kreieren. Die hatte dafür RWE, als Hasse im Strafraum Jovanovic freispielte, der ohne zu fackeln in die lange Ecke abzog, wohin Jan Glinker sensationell abgetaucht war und parierte. Da hatten wir Glück! 

Nach dem Seitenwechsel drängte der heimische FSV mit Macht auf die Führung und erarbeitete sich einen ganze Reihe guter Möglichkeiten, ehe Joy Lance Mickels die Fans mit seinem wunderbaren Treffer in der 61. Minute erlöste und zur umjubelten Führung einschoß. Jetzt war Wacker auf der Siegerstraße und drückte auf das zweite Tor. Eine Dreifachchance scheiterte an Cichos’ Parade, eine herrliche Kombination über die rechte Seite von Benny Kauffmann und dem eingewechselten Nils Pichinot kam mustergültig in die Mitte, wo Carsten Kammlott heranrauschte und den Ball per Kopf nicht hundertprozentig traf. Und so kam es wieder zu einem späten Ausgleich in der Nachspielzeit, kurz nachdem Novy nach rüdem Foul die rote Karte gesehen hatte und der RWE eigentlich stehend k.o. war. 

Die Verlängerung begann und wieder sahen die engagiert ihr Team unterstützenden Zuschauer stürmische Wacker-Angriffe. Als Lukas Cichos endlich geschlagen war und der ebenfalls eingewechselte Marcell Sobotta den Ball aus 13 Metern ins leere Tor heben wollte, war es ausgerechnet der Ex-Nordhäuser Petar Lela, der mit einem rettenden Flugkopfball die Entscheidung vertagte. Die dezimierten Erfurter gerieten in immer größere Schwierigkeiten, aber die couragiert spielende Wacker-Elf konnte sich trotz bester Möglichkeiten einmal mehr nicht belohnen. Sobotta zwang Cichos noch einmal zu einer starken Parade und im Gegenzug stand plötzlich Gladrow im Wackerstrafraum und konnte in allerhöchster Not noch abgedrängt werden. Das hätte Erfurts Sieg sein können. Stattdessen ging es ins Elfmeterschießen vor die Erfurter Fans in der Nordkurve. Gleich der erste Schuss wurde von Cichos gehalten. Die Freude der knapp 1000 mitgereisten Schlachtenbummler währte allerdings nicht lange, denn nun schlug Jan Glinkers große Stunde. Im Stile eines Weltklassehüters parierte er die scharf geschossenen Bälle von Adomah und Lela und weil Jerome Propheter, Nils Pichinot und Florian Beil ihre Elfer sicher verwandelten, war es am Youngster Felix Müller, der kurz vor Schluss der regulären Spielzeit für Mickels gekommen war, das Spiel zu entscheiden. 

Hat er gemacht: kalt wie Hundeschnauze drosch er den Ball mitten ins Tor. Der Rest war grenzenloser Jubel!

Flug ins Glück: Jan Glinker parierte zwei Elfer

FSV Wacker 90 Nordhausen: Glinker – Kováč, Propheter, Esdorf, Göbel – Kauffmann (85. Beil), Becker, Pluntke (91. Sobotta), Genausch (58. Pichinot) – Mickels (89. Müller), Kammlott

FC Rot-Weiß Erfurt: Cichos – Novy, Becken, Lela, Lorenzoni (81. Kelbel) – Kaffenberger (77. Dittrich),  Gladrow, Hasse (62. Geurts), Rüdiger (91. Adomah) – Shala, Jovanovic

Tore: 1:0 Mickels (61.), 1:1 Shala (90.)

Elfmeterschießen:

1:2 Gladrow

Cichos hält gegen Becker

Glinker hält gegen Adomah

2:2 Propheter

Glinker hält gegen Lela

3:2 Pichinot

3:3 Jovanovic

4:3 Beil

4.4 Shala

5:4 Müller

 

Zuschauer: 2.960

Trainerstimmen:

Volkan Uluç (FSV Wacker 90 Nordhausen):

Die Mannschaft geht diese Saison immer den schwierigen Weg. Das Drehbuch war wie in den letzten Punktspielen und wir hätten nach 90 Minuten mit einem Unentschieden dagestanden. Aber im Pokal zählt nur das Ergebnis. Glückwunsch an einen überragenden Jan Glinker und das gesamte Team. Ein Extrakompliment auch an Felix Müller, dem jungen 20-jährigen Burschen, der vor dieser Erfurter Fanwand so eiskalt vollendet hat. Es war ein Riesenfight heute. Wir sind weiter und das allein zählt.

Thomas Brdaric (FC Rot-Weiß Erfurt): Es ist eine hitzige Partie gewesen, das war uns vorher schon bewusst. Wir hätten zur Pause 2:0 führen müssen, waren aber leider nicht eiskalt genug vorm Tor. Dann haben wir einmal nicht aufgepasst, geraten in Rückstand und sind mit viel Willen wieder zurückgekommen. In der 120. Minute hätten wir in Unterzahl sogar das Siegtor machen müssen. So verlieren wir letztendlich das Elfmeterschießen. Ich wünsche Nordhausen alles Gute für die nächste Runde.