Lokführer Joppe ist für Freitagabend optimistisch

„Es gibt immer etwas zu holen!“

„Es gibt immer etwas zu holen!“

Der gebürtige Wuppertaler Björn Joppe kam im Sommer als Nachwuchsleiter nach Leipzig. Nun steht der 39-jährige Ex-Profi ( Bochum, Union, Osnabrück) plötzlich im Führerhäuschen der Lok. Seit September ersetzt er die Lok-Legende Heiko Scholz und muss die hoch gehandelte Profimannschaft wieder ins richtige Gleis manövrieren. In seiner aktiven Laufbahn spielte er übrigens in Osnabrück zwei Jahr mit unserem Coach Tino Berbig in einer Mannschaft.

Der neue Lokführer Björn Joppe

Herr Joppe, was hätten Sie im August gesagt, wenn Ihnen jemand erzählt hätte, Sie würden in drei Wochen den FCL trainieren?

Ich hätte demjenigen den Vogel gezeigt. Die Ziele für mich waren ja ganz andere. Ich war für die Nachwuchsabteilung geholt worden.

Die Situation in Leipzig ist gelinde ausgedrückt verbesserungswürdig. Wie wollen Sie Ihre Jungs wieder in die Spur bringen?

Wir sind personell leider etwas angeschlagen und ich habe die Trainingsintensität erhöht. Momentan ist viel mentales Training nötig, die Spieler müssen die Köpfe wieder frei kriegen. Über den Kampf müssen wir möglichst viele Punkte bis zur Winterpause sammeln, um dann überm Strich zu stehen. Ab Januar soll es einen Neustart geben und ich will möglichst viele meiner eigenen Ideen durchbringen.

Woran lag es Ihrer Meinung nach, dass Ihre vor der Saison hoch gehandelte Mannschaft nicht funktioniert hat?

Schwer zu sagen, die Vorbereitung und der Start waren sehr gut und dann kam das 1:4 bei Viktoria. Das hat uns einen Knacks versetzt. Viele Spieler, die vorher nur vor wenigen Zuschauern gespielt haben, müssen lernen, mit dem Druck umzugehen, der beim kritischen Lok-Publikum herrscht. Das hat einige verunsichert und da müssen wir jetzt ansetzen.

Sie besitzen als Cheftrainer eine Ausnahmegenehmigung für die Regionalliga und verfügen nicht über die A-Lizenz. Gibt es schon einen Lösungsansatz für dieses Problem?

Wir suche einen A-Lizenz-Inhaber, der Lust und Laune hat, mit mir als Teamchef zu arbeiten. Da geht es nicht nur um fachliche Qualifikation, der muss auch charakterlich zu uns passen. 

Ist das realistisch, dass ein Fußballlehrer unter Ihnen arbeiten wird?

Es gibt schon eine ganze Menge Bewerbungen, ja. 

In Nordhausen wird Wacker das erste Heimspiel unter neuer Leitung hoch motiviert angehen. Ist dieser Trainerwechsel für Lok ein großer Nachteil?

Ich weiß nicht. Die Wacker-Spieler werden sicher einen Tic motivierter sein als vorher, jeder wird zeigen wollen, was er kann. Aber das ist normal.

Hatten Sie Gelegenheit, sich Ihren heutigen Gegner anzuschauen?

Ja, ich habe Wacker gesehen. Die sind sehr spielstark, wenn man sie spielen lässt. Aber ich bin kein Freund von ewigen Video-Analysen, der immer mit dem Laptop unterwegs ist. Ein Spiel ist tagesabhängig und nicht vorhersehbar. Wichtig ist es, den eigenen Plan umzusetzen.

Wie schätzen Sie Wacker aktuell ein?

In der aktuellen Phase ähnelt es unserer Situation. Sie sind verunsichert und denken über jede Aktion nach, die Lockerheit fehlt. Es wird sicherlich kein super hochklassiges Spiel werden, aber zwei Teams werden auf Augenhöhe kicken. Ich denke, dass schließlich die Mentalität entscheidet.

Und, gibt es hier was zu holen für Lok?

Es gibt immer etwas zu holen. Und wir wollen natürlich etwas mitnehmen. Ob es dann ein Punkt wird oder drei, das werden wir sehen.