Youngster Felix Müller im Interview

„Das Lok-Spiel ist perfekt, um den Bock endlich umzustoßen”

„Das Lok-Spiel ist perfekt, um den Bock endlich umzustoßen”

Jung, frech, abgezockt: Felix Müller war der letzte von fünf Schützen, der im Pokal-Achtelfinale gegen den Ligarivalen FC Rot-Weiß Erfurt antrat. Der 21-jährige zeigte sich nervenstark und schoss den FSV Wacker 90 Nordhausen in die nächste Runde. In der Liga kommt der hochgewachsene Verteidiger auf sechs Einsätze. Wie er die Stimmung nach der Beurlaubung von Trainer Volkan Uluc einschätzt, mit wem er gern mal in einer Mannschaft spielen möchte und welchen Bezug er zum 1. FC Lok Leipzig hat, darüber sprach er mit Sandra Arm.

Felix Müller, nachdem er den letzten Elfer gegen Erfurt versenkt hatte.

Herr Müller, nach den turbulenten Tagen mit der Beurlaubung des Trainers, wie nehmen Sie die Stimmung aktuell im Team wahr

Felix Müller: Die Stimmung im Team ist super. Mal abgesehen vom Ergebnis in Bautzen (Wacker verlor 0:1), das war schon ein kleiner Einbruch. Wir hatten am Montag trainingsfrei, sind am Dienstag wieder voll motiviert zum Training erschienen – und haben draußen richtig Gas gegeben.

Und sogar noch Überstunden eingelegt.

Felix Müller: Ja, absolut. Wir haben eine halbe Stunde länger trainiert als vorgesehen.

An der Seitenlinie stehen mit Tino Berbig und Matthias Peßolat zwei ehemalige Spieler. Welche Impulse konnten die beiden in der kurzen Zeit schon setzen?

Felix Müller: Sie haben ganz viel Spaß ins Training reingebracht und eine gewisse Lockerheit vermittelt, wo die vergangenen Wochen doch eher nüchtern von den Ergebnissen verliefen. Es sind alle gut drauf, die Stimmung ist durchweg positiv und jetzt müssen nur noch die Ergebnisse stimmen.

Wie haben Sie das positive Gefühl zurückgebracht?

Felix Müller: Sie haben im Training das gemacht, was einem Fußballer viel Spaß bereitet. Wir haben viel auf das Tor geschossen, in kleinen Gruppen gearbeitet (5-gegen-2), aber trotzdem mit dem gewissen Fokus.

Das war vorher nicht so?

Felix Müller: Doch, der Trainer hat es in die Einheiten mit einfließen lassen, aber nicht in der Form wie jetzt die beiden.

Zuletzt gab es drei Niederlagen in Folge, zuletzt gegen Bautzen. Wie schnell kann man solche Spiele abhaken?

Felix Müller: Vom Ergebnis in Bautzen war ich enttäuscht. Mit dem Training am Dienstag war das Spiel in Bautzen vergessen, da denkt keiner mehr zurück. Jetzt liegt der Fokus auf dem Heimspiel gegen Lok Leipzig. Das ist ein geiles Spiel, viele Fans, Freitagabend, Flutlicht. Ich denke, es gibt kein besseres Spiel, das an solch einem Tag kommen könnte. Es ist das perfekte Spiel, um den Bock endlich umzustoßen. Wir wollen gewinnen, sind guter Dinge und hoffen, dass jetzt bessere Wochen kommen.

Apropos Lok Leipzig. Sie haben eine Lok-Vergangenheit. Was hat es damit auf sich?

Felix Müller: Es war leider nur ein Jahr, wo ich bei Lok Leipzig in der Jugend in der Regionalliga aktiv war. Nach diesem Jahr sind wir in die Oberliga abgestiegen. Für mich hat sich der Aufwand, ich bin nach der Schule mit der Bahn jeden Tag von Meuselwitz nach Leipzig zum Training gefahren, nicht mehr gelohnt. Ich hätte gern länger bei Lok gespielt, aber durch Schule und Ausbildung war mir der Aufwand einfach zu groß.

Was haben Sie aus diesem Jahr für sich mitnehmen können?

Felix Müller: Wenn ich auf meine Jugendzeit zurückblicke, konnte ich in dem Jahr bei Lok viel lernen. Für mich was es etwas Neues, es wurden neue Reize gesetzt. Ich habe viel im taktischen Bereich mitnehmen können. Das Tempo in der Junioren-Regionalliga ist höher, es ist vom Niveau der Liga wesentlich attraktiver als in Meuselwitz, wo die Landesliga die höchste Spielklasse war.

Sie sind ausgewiesener Innenverteidiger, wurden zuletzt immer im defensiven Mittelfeld eingesetzt.

Felix Müller: Ich kann beides spielen und bin nicht auf eine Position festgelegt. In Meuselwitz habe ich zuletzt auch größtenteils im Mittelfeld gespielt.

In den bisherigen 14 Ligaspielen in Nordhausen kamen Sie auf sechs Einsätze. Wie beurteilen Sie den Wert ihrer Einsätze?

Felix Müller: Als Fußballer will man in jedem Spiel zum Einsatz kommen. Ich hätte schon gern in allen 14 Spielen auf dem Platz gestanden. Ich bin mit dem Ziel im Sommer nach Nordhausen gekommen, Stammspieler zu werden. Das es noch nicht geklappt hat, ist für mich okay. Die Einsatzzeiten sind noch ausbaufähig.

Sind Sie ein geduldiger Mensch?

Felix Müller: Es kommt auf die Situation drauf an. Wenn es um die Startaufstellung geht, stelle ich mich ungern hinten an. Wahrscheinlich wie jeder Fußballer. Im Mannschaftssport wie Fußball ist es auch wichtig, dass man als Mannschaft funktioniert und keiner auf der Bank “rummüffelt”. Wenn man von der Bank ins Spiel kommt, kann man die Situation für sich immer noch positiv gestalten.

Obwohl Sie die letzten drei Spiele nicht zum Zug gekommen sind. Wird man da nicht unruhig?

Felix Müller: Da wir zwischendurch noch das Pokalspiel gegen Erfurt hatten, wo ich eingesetzt wurde, ging es. Ich will trotzdem spielen, keine Frage. Ich hoffe, es klappt mit einem Einsatz am Freitag gegen Lok.

Welche Charaktereigenschaften muss man als defensiver Mittelfeldspieler mitbringen, um erfolgreich spielen zu können?

Felix Müller: Selbstbewusstsein, viel sprechen und aggressiv sein. Es ist eine der wichtigsten Positionen im Zentrum, bei der man Führung übernehmen muss.

Welcher war bisher Ihr unangenehmster Gegenspieler?

Felix Müller: Im Zweikampf ist Fabian Stenzel ziemlich eklig. Ich kenne ihn aus der gemeinsamen Zeit bei Meuselwitz sehr gut. Er ist klein, giftig, immer da, läuft viel und ist einfach ein guter Fußballer.

Mit wem würden Sie gern mal in einer Mannschaft spielen?

Felix Müller: Damals war es immer mein Traum und Wunsch, mit meinem Bruder (Frank) in einer Mannschaft zu spielen. Das hatten wir in Meuselwitz. Es war mein letztes A-Jugendjahr, als mich der Trainer für die letzten drei Spiele in die 1. Mannschaft hochgezogen hat.

Im Pokal ging es zuletzt gegen ihren Bruder Frank, der die BSG Wismut Gera trainiert.

Felix Müller: Das war schon cool, ein bisschen kurios, aber eine schöne Geschichte, die der Fußball schreibt.

In Gera und gegen Erfurt musste das Elfmeterschießen entscheiden, wer in die nächste Runde einzieht. Sie waren immer der letzte und fünfte Schütze – und erfolgreich.

Felix Müller: Elfmeter liegen mir. Ich mag es den Druck beim Elfmeter zu haben. Gegen Erfurt hatte ich wahrscheinlich auch das Selbstvertrauen aus dem Spiel gegen Gera, dass ich den Ball reinschieße

Was bedeutet für Sie Heimat?

Felix Müller: Die Verbundenheit – Familie, Freunde und das Umfeld. Ich fahre gern, wenn wir ein paar freie Tage haben, nach Meuselwitz. Zu meinen Brüdern ist das Verhältnis sehr gut. Ich habe zwei ältere Brüder. Ich bin der Jüngste.

Wer hat bei Ihnen die Leidenschaft für den Fußball geweckt?

Felix Müller: Das war mein Vater, der selbst sehr aktiv war. Hätte ich nicht Fußball gespielt, dann vielleicht Basketball. Wenn ich in der Heimat bin und es die Zeit zulässt, dann treffe ich mich mit meinem Bruder und wir spielen eine Runde Basketball. Ich schaue auch ganz gern Basketball. Wir sind zuletzt immer nach Weißenfels gefahren.