Jerome Propheter steht uns Rede und Antwort

Zum Beginn unseres 10-tägigen Trainingslagers im türkischen Lara, stand uns unser Kapitän Jerome Propheter über sein WG-Leben mit Joy-Lance Mickels, den bisherigen Verlauf der Saison und seine Erwartungen an das Trainingslager Rede und Antwort.

 

 

In Nordhausen lebst du mit Joy-Lance Mickels in einer Fußballer-WG. Wie würdest du das Zusammenleben beschreiben?

Familiär. Wir reden eigentlich über alles. Er weiß alles von mir, ich weiß alles von ihm. Es ist sehr harmonisch.

 

Im Interview mit Mickels meinte er, du seist der bessere Koch. Mit welchen Gerichten kannst du bei deinem Mitbewohner so richtig punkten?

Also ich bin definitiv der bessere Koch. Ein Gericht mit dem ich bei ihm Punkten kann sind Nudeln mit einer speziellen Tomatensoße aus Ei, Thunfisch, Zwiebeln und so. Ansonsten profitiert er auch sehr davon, wenn meine Freundin kommt, die nochmal besser kochen kann als ich.

 

Gibt es eine bestimmte Richtung (z.B. asiatisch oder afrikanisch), die du beim Kochen bevorzugst?

Nein. Eine bestimmte Richtung hab ich nicht. Ich koche alles was schmeckt und nicht länger als 20 Minuten dauert, denn so lang stehe ich nicht in der Küche (lacht).

 

Bist du ein Freestyle- oder doch eher Rezept-Kocher?

Das kommt drauf an. Ich hab ein paar Kochbücher bekommen im Laufe meines Alters und manchmal koche ich auch was daraus. Also Querbeet von allem etwas. Nur wie gesagt, es soll nicht länger als 20 Minuten dauern, weil wenn ich Hunger hab, hab ich keine Lust noch eine Stunde in der Küche zu stehen.

 

Teilt ihr euch auch auf Reisen (z.B. Trainingslager oder Auswärtsspiele mit Übernachtung) ein Zimmer?

Ja bei Auswärtsspielen eigentlich schon, aber jetzt im Trainingslager nicht. Wenn wir jeden Tag zusammen sind, tun so 10 Tage auch mal ganz gut. Das ist ja nichts schlimmes oder so, aber es tut einfach auch mal ganz gut und danach haben wir uns quasi wieder.

 

Wenn du mal nicht auf dem Fußballplatz stehst, bleibt da noch Zeit für andere sportliche Aktivitäten?

Jetzt in Nordhausen eher weniger, weil das Angebot rar gesät ist. Aber wenn ich zuhause in Köln bin, dann spiel ich mal Basketball oder Tennis. Außerdem fahr ich auch Snowboard, also von allem etwas. Es muss sich halt immer was anbieten, dann bin ich eigentlich schon dabei.

 

Ihr habt die erste Saisonhälfte auf Rang drei abgeschlossen. Welche positiven Aspekte könnt ihr mit in die Rückrunde nehmen?

Das wir defensiv sehr gut stehen. Die Mannschaft hat das sehr gut angenommen und auch umgesetzt, was der Trainer haben will. Wir machen stetig Schritte nach Vorne und wenn wir Fehler machen, lernen wir daraus und verbessern das dann auch. Das ist auf jeden Fall positiv. Außerdem ist die Geschlossenheit noch weiter vorangetrieben worden, dass ist auch was positives finde ich.

 

Würdest du das dann auch als die Stärken der Mannschaft herausheben? Also die Defensivarbeit, den Zusammenhalt und diese Lernfreude.

Ja, das definitiv. Da müssen wir einfach ansetzen was das Positive angeht (gemeint ist die Defensivarbeit). Das betrifft aber die ganze Mannschaft, so wie der Trainer das auch immer sagt. Und das ist auf jeden Fall eine unserer Stärken. Wenn wir auf Null spielen wollen, dann kassieren wir auch einfach nichts, außer es passiert jetzt etwas, dass sich die Windrichtung dreht oder so. Aber ansonsten ist das ganz gut. Darüber hinaus ist auch die Geschlossenheit und der Charakter eine große Stärke der Mannschaft, dass ist schon alles ganz gut so wie es ist.

 

Mit 10 Gegentoren rangiert ihr hinter Energie Cottbus auf Rang zwei der besten Abwehrmannschaften. Mit dir als Innenverteidiger und Kapitän hat sich die Defensive deutlich stabilisiert. Siehst du trotzdem noch Reserven? Wenn ja, wo?

Ja das wir Flanken und Standards besser verteidigen, dass kann man auf jeden Fall noch weiter verbessern. Und bei den anderen Sachen auch. Wenn eine Mannschaft auch nur einmal in einem Spiel vor unser Tor kommt, dann haben wir was, wo wir ansetzen können um was zu verbessern.

 

18 Spiele, 21 Tore – da besteht sicherlich noch viel Luft nach oben für die Rückrunde.

Ja definitiv. Es steht ja da: 21 Tore in 18 Spielen. Dem entsprechend arbeiten wir auch tagtäglich daran. Das machen wir hier und das haben wir in Nordhausen gemacht. Immer peu à peu ein kleiner Schritt. Das dauert halt anscheinend etwas länger, aber wir sind auf einem guten Weg.

 

In welchem Spiel habt ihr am meisten überzeugt und warum?

Fussballerisch haben definitiv die Heimspiele, zum Beispiel gegen Lok Leipzig oder Fürstenwalde, überzeugt, wo wir gegen direkte Mitkonkurrenten gespielt haben. Aber das ist in meinen Augen nicht so verwunderlich, denn gegen direkte Mitkonkurrenten ist jeder motiviert und auf dem höchsten Maße konzentriert.

Persönlich hat mich das Spiel gegen Luckenwalde am meisten überzeugt. Die waren letzter bzw. sind letzter und da haben wir sehr sehr starken Charakter bewiesen. Wir haben lange die Null gehalten, der Gegner hat tief stand, wir hatten Probleme, haben die erste Halbzeit nicht gut gespielt und dann aber hintenraus trotzdem 2:0 gewonnen. Lance wurde da glaube ich eingewechselt und hat beide Tore gemacht. Das ist so für mich das Spiel was mich am Meisten überzeugt hat. Wir haben im Laufe des Spiels, in diesen 90 Minuten, viel ertragen müssen oder haben viel durchgemacht. Das hört sich jetzt dramatisch an, aber es ist irgendwie so. Trotzdem haben wir uns nicht unterkriegen lassen und uns anhand dessen gesteigert. In anderen Mannschaften hab ich solche Spiele in der Vergangenheit auch 1:0 verloren oder unentschieden gespielt, aber wir haben den Gegner halt trotzdem noch 2:0 geschlagen und sehr späte die zwei Tore gemacht. Das war in meinen Augen sehr gut.

 

Wie tief sitzt der Stachel noch, um den verpassten Einzug ins Pokal-Halbfinale? Denkt man da noch drüber nach?

Ne ich denk da nicht mehr drüber nach. Das Fussball-Geschäft ist leider so schnelllebig, da muss man sich anpassen. Das geht in die eine Richtung, aber auch in die andere. Dementsprechend ist das für mich abgehakt und es geht nach Vorne.

 

Wie lange brauchst du, um Niederlagen zu verarbeiten?

Nicht lange. Mit dem Ende des Tages ist das für mich gegessen. Wenn man Sachen nicht ändern kann, dann kann man sie eben nicht ändern. Man kann es nur verbessern und dementsprechend gehe ich das auch so an und versuche daraus zu lernen. Wenn es was gutes gibt, versuche ich es daraus zu ziehen und dann geht es eben weiter. Wie gesagt, man kann es dann in der Zukunft nur besser machen.

 

Ein Ziel der Mannschaft war das Pokal-Finale. Das wurde nicht erreicht. In der Liga ist Energie Cottbus auf dem besten Weg zum Meistertitel. Welche Ziele könnt ihr euch für die Rückrunde noch setzen?

Trotzdem jedes Spiel zu gewinnen. Wir müssen Druck machen für uns persönlich, weil wir wollen uns jetzt hier nicht einfach abspeisen lassen oder sowas. Wir schauen auf uns, wollen jedes Spiel gewinnen und uns persönlich weiterentwickeln.

 

Was ist dein persönliches Ziel für die Rückrunde?

Auf jeden Fall eine der besten Abwehrreihen in dieser Liga bilden oder eher anführen. Und darüber hinaus versuchen mit der Mannschaft Erfolg zu haben. Das ist mein persönliches Ziel. Ich stelle mich da in den Dienst der Mannschaft.

 

Volkan Uluc wird nicht müde immer wieder zu betonen, dass wir mit der Mannschaft Geduld haben müssen. Er will eine zukunftsfähige Mannschaft formen. Welche Rolle spielst du dabei? Mit deinen Qualitäten könntest du doch auch höherklassig spielen?

Welche Rolle ich dabei Spiele, dass muss der Trainer beantworten. Dementsprechend kann ich dazu jetzt eigentlich wenig sagen. (lacht) Aber mit dem was er sagt, dass man Geduld haben muss, hat er schon recht. Sowas geht nicht von jetzt auf gleich, dass muss sich alles erst finden. Dementsprechend stimme ich dem Appell von ihm auch auf jeden Fall zu. Ob ich höherklassig spielen kann, dass müssen auch andere beurteilen. Ich geb einfach nur Gas und alles weitere hab ich nicht in der Hand.

 

Vor euch liegen jetzt noch 8 Tage Trainingslager in Lara (Antalya). Was sind so deine ersten Eindrücke vom Hotel, den Trainingsbedingungen und der Stimmung im Team?

Also die Stimmung im Team ist auf jeden Fall sehr gut, quasi euphorisiert kann man schon so sagen. Auch der Rest ist top, dass beginnt beim Essen, das Wetter ist sehr gut, die Trainingsplätze sind top, das Fitnessstudio ist super. Eigentlich ist alles sehr gut und man kann sich hier sehr professionell verhalten und leben. Dementsprechend ist alles gut, außer die Kissen, die sind etwas hart (lacht).

 

Wo werden die Schwerpunkte im Training liegen und was erwartest du dir persönlich von der Zeit in Lara?

Die Schwerpunkte liegen auf jeden Fall darin, dass was gut ist zu verbessern, also das Defensive, das Übergangsspiel, den Spielaufbau, die ganze Sachen, die das Vorne nicht mit Einschließen und was meiner Meinung nach schon auf einem guten Niveau ist. Und dann legen wir unseren Fokus auf jeden Fall auf das Angriffsspiel, dass wir mehr Tore machen als in der Vergangenheit. Aber das kann trotz alledem keiner prophezeien. Es ist einfach wichtig, dass alle mitziehen und dann kommt das von alleine.

 

Was sagst du zu den bevorstehenden Testspielen und hast du dich schon mal zu den Gegnern (Khazar Baku, Shaktar Donetsk U21, Dinamo Brest, evtl. ) informiert?

Ich lass das auf mich zukommen. Ich hab mich da jetzt bisher nicht informiert. Aber ich weiß mit Sicherheit, da ich schon einmal gegen Mannschaften aus diesen Regionen gespielt habe, dass das sehr robuste Mannschaften seien werden. Da musst du auf jeden Fall alles abrufen und 100 bis 110% geben. Sie werden uns keine Ruhe lassen.

Außer der U21 von Shaktar Donetzsk, sind es alles Männer-Teams, aber auch die werden mit keiner schlechten Truppe antreten. Wahrscheinlich wird die U21 spielerisch sogar am besten sein, aber das wissen wir im Vorfeld nicht. Die Gegner werden über Erfahrungen verfügen, wahrscheinlich auch International, was die Einschätzung nicht gerade leicht macht. Wie gesagt es werden sehr robuste Mannschaften seien, was aber trotzdem interessant ist, da man so sieht, wo man steht und das ist auf jeden Fall wichtig.

 

Ist man als Kapitän im Trainingslager eigentlich noch einmal extra gefordert, was fordert der Trainer von seinem Spielführer, und wann würde dieser mal auf den Tisch hauen?

Ich bin jetzt nicht besonders gefordert. Im Grunde, wenn man klares Denken hat, weiß man wie man sich zu verhalten hat, da muss man da nicht einschreiten. Wenn man was mitbekommt bevor es der Trainer mitbekommt, sagt man natürlich was um den Spieler zu schützen und nicht ins offene Messer laufen zu lassen was Strafen oder sowas angeht. Aber generell bin das ja nicht nur ich, sondern jeder bringt sich da ein und jeder sagt dann mal was gut ist oder was nicht. Das ist auch das gute an dieser Mannschaft, dass nicht nur ich das bin, sondern die ganze Mannschaft. Das zeigt die Geschlossenheit.