Bestandsaufnahme mit Präsident und Trainer

“Es arbeiten phantastische Menschen im Verein”

Bestandsaufnahme mit Präsident und Trainer

Die Saison 2017/18 geht mit sieben englischen Wochen zu Ende. Jetzt sollen die Weichen für eine erfolgreiche nächste Spielzeit gestellt werden. Kurz vor dem Spiel gegen Babelsberg beantworteten Wacker-Präsident Nico Kleofas und Cheftrainer Volkan Uluç unsere Fragen zu unzufriedenen Fans und Spielern, Spielerverträgen, Zielen und Wünschen sowie dem anstehenden Umbau des Stadions.

 

Immer ein offenes Ohr für Spieler und Fans: Volkan Uluç

Herr Uluç, drei Unentschieden in Folge zu Hause haben bei einigen Fans für Verstimmung gesorgt. Können Sie das verstehen?

Uluç: Natürlich kann ich verstehen, dass die Fans Siege sehen wollen. Das will ich ja auch, keiner will dreizehnmal Unentschieden spielen in der Saison. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, in welcher Situation wir uns befinden.

Wie meinen Sie das?

Uluç: Diese Saison dient ganz klar dem Aufbau einer starken Mannschaft, die in der nächsten Spielzeit den Kampf um den Aufstieg angehen soll. So ist das vom Präsidenten und mir von vornherein kommuniziert worden. Das Team wurde im Vergleich zum Vorjahr deutlich verjüngt und hat sich sehr gut stabilisiert. Als ich vor Jahresfrist hier anfing, hatten wir 50 Gegentore kassiert, jetzt sind es 16. Und wir haben von 24 Spielen gerade mal zwei verloren. Das ist ein sensationeller Wert. Ich weiß selbst, dass die Stabilität noch nicht da ist, aber das schafft man auch nicht in nur einem Jahr.

 

Dennoch möchten die Zuschauer Wacker natürlich siegen sehen. Wie ist denn die Stimmung in der Mannschaft, wenn ein so hoher Aufwand wie gegen Chemie oder Altglienicke nicht belohnt wird?

Uluç: Die Jungs leiden richtig. Sie nehmen sich ja nicht vor, nur ja hinten die Null zu halten, sondern sie wollen jedes Match gewinnen. Aber wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass wir jeden Gegner mit 4:0 aus dem Stadion schiessen können. Das ist unrealistisch und das haben auch die Drittliga-Aufsteiger der Vergangenheit nicht vermocht. Weder Zwickau, noch Jena letztes Jahr und noch nicht einmal RB damals.

Kleofas: Der Sprung von der Regionalliga in die 3. Liga ist ein ganz anderer als von der Oberliga in die Regionalliga. Dafür hat selbst RB mit seinen Möglichkeiten drei Jahre gebraucht. Wir sind jetzt vier Jahre dabei und waren in der Endabrechnung nie schlechter als auf Platz 7.

Und dabei hatten Sie sich gerade in der letzten Saison mehr ausgerechnet als Platz 7.

Kleofas: Ja, das hatten wir. Aber es ist schlecht gelaufen und auch meine lange Krankheit und die Unsicherheit dadurch hat uns gut und gerne ein Jahr zurückgeworfen. Aber wir haben reagiert.

Nun steht Wacker auf Rang 4 und einige Leute sind unzufrieden. Wie sehr schmerzt Sie das als Trainer?

Uluç: Noch einmal: Kritik ist okay, damit können wir als Verantwortliche und auch die Spieler umgehen, aber es darf nicht ins Persönliche gehen und beleidigend werden. Das hat keiner von uns verdient und es gehört sich schlichtweg nicht. Wir müssen die Spieler schützen vor verbalen Angriffen von draußen und jeder von uns sollte da einschreiten, wenn ein einzelner unflätig wird.

Im AKS stehen die Zuschauer sehr dicht am Platz, da hört man vielleicht auch eher mal ein Schimpfwort?

Uluç: Die Spieler zu beleidigen, egal ob eigene oder Gäste, geht einfach nicht, egal wie weit entfernt vom Platz. Am vergangenen Sonntag hatten wir zwei Spieler hier, die wir gern verpflichten würden. Die haben im Publikum gestanden und sich nach dem Spiel sehr distanziert geäußert. Das ist schade, wenn die durch ein paar Unbeherrschte verprellt werden.

Kleofas: Andererseits sind unsere Spieler immer auch interessant für andere Vereine und wir haben mit Löhmannsröben oder Farrona Pulido gute Beispiele, wie sich Spieler weiterentwickelt haben, die auch in Nordhausen geformt wurden. Felix Schwerdt liegt bspw. ein Angebot aus der Regionalliga Nord vor und es kann eben passieren, dass sich ein Spieler wie Kevin Schulze jetzt dagegen entscheidet, weiter in Nordhausen zu bleiben.

Uluç: Wir haben aber allen Spielern Vertragsangebote unterbreitet. Ob alle am Ende der Saison auch bleiben werden, entscheiden die Spieler selbst und auch die Tatsache, wie wohl sie sich bei Wacker fühlen.

Gibt es noch weitere Spieler, die uns am Saisonende verlassen werden?

Kleofas: Danny Hägler hat um Vertragsauflösung gebeten, er hat Heimweh und möchte zurück zur Familie nach München. Das werden wir bedauernd akzeptieren, wir hätten ihn gern hier gehalten. Aber wenn ich z.B. lese, wir hätten voriges Jahr einen Lasse Schlüter vom Hof gejagt, dann ist das schlichtweg falsch: wir haben bis zuletzt versucht, ihn zu halten, aber er hat sich für das Angebot aus Cottbus entschieden.

Uluç: Wir sind jeden Tag im Sinne der Mannschaft unterwegs und machen uns ständig über ihr zukünftiges Gesicht Gedanken. Wacker hat sehr interessante, gute Spieler und das wird auch so bleiben.

Zu ordentlichen Bedingungen für neue Spieler zählt sicher auch der Zustand des Stadions. Gibt es hier etwas Neues?

„Wir jagen niemanden vom Hof“ Ein engagierter Präsident Nico Kleofas will den Verein voran bringen

Kleofas: Wir haben die Raumplanung abgegeben. Die Fördermittel liegen in Erfurt bereit und wir warten jetzt auf den genehmigten Haushalt der Stadt. Bis dahin geht es nicht weiter und wir finanzieren auch Auslagen im Stadion weiter vor.

Was sind das für Ausgaben?

Kleofas: Im Sozialgebäude war Schimmel in den Duschräumen. Wir haben hier regelmäßig 250 Kinder zu betreuen, nicht nur von Wacker, sondern auch von anderen städtischen Vereinen. Da sind wir jetzt in Vorleistung gegangen und haben die Schäden selbst behoben.

Uluç: Das Stadion ist ein ganz wichtiger Faktor für die Zukunft. Im Hinblick auf die Zuschauer, aber auch auf Spieler, die sich eventuell für uns und nicht für einen anderen Verein entscheiden sollen.

Glauben Sie noch daran, dass es im Jahre 2019 ein neues Stadion geben wird?

Kleofas: Die Beantragungen laufen, wenn die Mittel frei gegeben sind soll es noch in diesem Jahr losgehen. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass es im nächsten Jahr steht.

Wie wichtig ist der direkte Aufstieg in die 3. Liga im nächsten Jahr?

Uluç: Wir streben das an. Es wäre auch für den gesamten Standort Nordhausen von Vorteil. Die Stadt wäre deutschlandweit bekannt und würde große Fußballvereine mit vielen Fans empfangen können. Es arbeiten phantastische Menschen hier im Verein, die alles dafür geben. Aber wir brauchen auch noch mehr inneren Klebstoff untereinander.

“Es arbeiten phantastische Menschen im Verein” Trainer Volkan Uluç hat seinen Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängert

Was meinen Sie mit „inneren Klebstoff“?

Uluç: Wenn wir das große Ziel erreichen wollen, dann müssen wir alle noch besser zusammenstehen: Verein, Fans, Spieler, Stadt und Umfeld. Jeder muss seinen Beitrag leisten, denn es wird kein leichter Weg und es kann immer zu Rückschlägen kommen.

Kleofas: Deshalb kann ich auch einige Reaktionen in den letzten Tage nicht nachvollziehen. Wir haben 15 Spiele hintereinander nicht verloren. Wie wollen diese Leute denn reagieren, wenn wir wieder einmal ein Spiel verlieren?

Uluç: Was ja bei sieben englischen Wochen durchaus passieren kann. Keine Mannschaft hat so viele konzentrierte Nachholspiele in der Liga wie wir. Das ist ein harter Test für die Jungs und ein Riesenprogramm. Aber wir stellen uns dieser Herausforderung mit der Zuversicht, dass wir am Ende weit vorne stehen in der Tabelle. Und wir können gleich üben, niemals aufzugeben. Cottbus hat in der letzten Saison auch bis zum letzten Spieltag geackert, um dieses Jahr dort zu stehen, wo sie jetzt sind.

Gibt es noch weitere Vertragsverlängerungen zu vermelden?

Kleofas: Mounir Chaftar hat seinen Vertrag bei Wacker um ein weiteres Jahr verlängert. Ein absoluter Wunschspieler, der uns erhalten bleibt.